Dalai Lama

Der Dalai Lama, oder Tenzin Gyatso, wie sein Mönchsname lautet, wurde am 6. Juli 1935 in einer armen Bauernfamilie in der tibetischen Provinz Amdo geboren. Als Zweijähriger wurde er von einer Suchexpedition, die aus ausgewählten Mönchen bestand, gesucht und schließlich auch gefunden. Um sicherzugehen, daß sie wirklich die Reinkarnation des XIII. Dalai Lamas gefunden hatten, unterzogen sie den Knaben einer Reihe von Tests, die er alle bestand, und so war klar: Das gefundene Kind war wirklich der XIV. Dalai Lama, weltliches und geistiges Oberhaupt Tibets.

Kaum fünfjährig wurde er offziell zum Dalai Lama ausgerufen und übernahm die volle Staatsgewalt am 1. November 1950. Am 17. März 1959, eine Woche, nachdem der Aufstand gegen die chinesische Besatzung losbrach, flüchtete er unter abenteuerlichen Umständen aus Tibet und erreichte Ende März die Grenze nach Indien, wo er seitdem lebt.

"Seitdem residiert er dort, um etwa hunderttausend tibetischen Flüchtlingen Identität und Beistand zu geben und Zeichen der Hoffnung für die sechs Millionen unter chinesischer Herrschaft lebenden Tibeter zu sein. (...)

Der Dalai Lama hat viele Reisen nach Europa und Amerika, Japan und anderen Ländern unternommen, um die Botschaft von Liebe, Frieden und Toleranz zu verkünden. Auch für Hindus, Christen und Nichtglaubende ist er zum Symbol geworden für echte Menschlichkeit und interreligiöse Verständigung auf der Grundlage einer Weisheit, die wohl nur tief erlebte Spiritualität schenken kann. (...)

Für die Buddhisten ist er die Verkörperung Avalokitesvaras, des Bodhisattvas der Barmherzigkeit, und damit die lebende Gestalt eines Aspekts des universalen Buddha-Geistes."

Seine Reinkarnationslinie geht zurück auf den König Songtsen Gampo, der als Emanation von Avalokitesvara gilt.
(Dalai Lama, 11, München 1984)

Dilgo Khyentse